Die Sache mit dem Menschenbild…
„Äsop sass am Strassenrand auf der Strasse nach Athen. Da kamen Fremde vorbei und ein Fremder fragte ihn, welche Art von Menschen in Athen leben. Äsop entgegnete, „sag mir erst woher du kommst und welche Leute dort wohnen“. Der Fremde antwortete er komme aus Argos. „Die Leute dort taugen nichts und sind Diebe, ungerecht und streitsüchtig. Ich war froh dort wegzukommen.“ „Wie schade“, antwortet Äsop, „dass ihr die Menschen in Athen nicht anders vorfinden werdet“.
Gleich darauf kam ein anderer Reisender vorüber und stellte Äsop die gleiche Frage. Und als Äsop sich auch bei ihm nach seiner Herkunft und den Bewohnern der Stadt erkundigte, aus der er komme, sagte dieser: „Aus Argos, wo alle Menschen freundlich, ehrbar und wahrhaftig sind. Für wahr, ich habe sie ungern verlassen“. Da lächelte Äsop und sagte, „Freund ich freue mich, dass ich euch sagen kann, ihr werdet die Menschen in Athen genau so finden.“
(Autor unbekannt)

Diese Geschichte erzählt sehr treffend, wie das Menschbild der Reisenden ihre Wahrnehmung und ihr Erkennen, ihr Denken und letztlich auch ihr Handeln bestimmt. Und auf dies zielt die Geschichte ab, denn unser Denken mündet in Erfahrungen von sogenannten sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Als selbsterfüllende Prophezeiungen gilt eine Annahme oder Vorrausage, die rein aus der Tatsache heraus, dass sie gemacht wurde, die angenomme, erwartete oder vorhergesagte Wirklichkeit „richtig“ werden lässt. Man kann also sagen, dass das subjektive und kollektive Menschenbild die Wirklichkeit beeinflusst.
Wenn wir nun diesen Gedanken mit der Aussage von E. de Bono verknüpfen, der sagt, dass die Qualität unserer Zukunft von der Qualität unseres Denkens abhängt, dann sollten wir, jede Führungskraft, jeder Unternehmer, jeder Personaler und letztlich alle im Wirtschaftleben beteiligten Akteure eine Überprüfung unseres Menschenbildes vornehmen – einen MENSCHENBILDCHECK 4.0 machen.
Die auf uns einwirkenden Megatrends der Individualisierung, Globalisierung, demographischen Shifts und vor allem der Megatrend der Digitalen Transformation verändern unsere Welt nachhaltig und stellen uns mit den Anforderungen von Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität (VUKA!) vor unglaubliche Herausforderungen. Wenn wir uns einig sind, dass Erfolg menschlich ist, also von Menschen geprägt und beeinflusst wird, dann müssen wir uns kritisch fragen, welchen Menschen wir zukünftig brauchen, um diese Herausforderungen zu meistern. Und dann sind wir bei der Frage, was wir persönlich und als Gesellschaft über das Wesen des Menschen denken.
Haben wir einen humanistischen Blick auf das Wesen des Menschen? Einen Blick, der an das Potential und die Kreativität des Menschen glaubt und die Nutzbarkeit der rechten und linken Gehirnhälfte fördert? Einen Blick, der sich grundsätzlich vertrauensvoll und resourcenorientiert auf den Menschen richtet? Einen Blick, der den Menschen als sinngetriebenes Wesen erkennt? Einen Blick, der Arbeit und die Arbeitserfüllung neu in den Fokus nimmt? Die Arbeitswelt 4.0 braucht Menschen die kreativ, ganzheitlich vernetzend und wissend sind. Denn den „Rest“ übernehmen in der Zukunft grösstenteils die Maschinen und Roboter. Klar, wir wissen dass Zukunft nicht planbar und vorhersehbar ist, jedoch gestaltbar. Und die Art der Gestaltung hängt massgeblich davon ab, welches Menschenbild wir von Kunden, Mitarbeiter und andere Stakeholder haben und dieses somit unsere Beobachtung, Wahrnehmung, unser Denken und Handeln – also Verhalten – lenken.
Eine Arbeitswelt 4.0 braucht ein Menschbild 4.0! Dann ist mir um unsere Zukunft und deren Qualität nicht bange!